Ich möchte mit meinem Blog einerseits Liebhaber der klassischen Musik neue, ihnen unbekannte Werke vorstellen oder sie an ein länger nicht mehr gehörtes Werk erinnern. Andererseits hoffe ich Menschen, die bis jetzt keine oder nur wenig klassische Musik kennen/hören für die Welt der klassischen Musik begeistern zu können.
Nachdem ich jetzt staatsexamenbedingt schon länger nichts mehr geschrieben habe, geht es heute wieder frisch ans Werk. Da es mir nicht vergönnt war im Analyseexamen eine Bachfuge zu analysieren, verarbeite ich die Thematik also jetzt in einer kleinen Serie in meinem Blog :).
Der Begriff der "Fuga" taucht zum ersten mal bei Jakobus von Lüttich in dessen Traktat "Speculum musicae" auf. Dort wird er als lateinisches Synonym für das französische "chace" bzw. das italienische "caccia" (Jagd) verwendet und bezeichnet eine Form, die wir heute als Kanon kennen.
Der erste bekannte Kanon Sumer is icumen in stammt aus England (um 1260). Wie in der Abbildung zu sehen, wurde er neben dem weltlichen Text auch mit einem geistlichen Text versehen. Die Abbildung stammt aus der Ende des 13. Jahrhunderts entstandenen Schrift Harley MS 978,einer Sammlung von Texten, Gedichten und Liedern.
Älteste erhaltene Verschriftlichung des Kanons "Sumer is icumen in" aus der Sammlung "Harley MS 978
Für alle, die des Neumenlesens und des Entzifferns der mittelalterlichen Schrift nicht mächtig sind, habe ich noch eine in unser heutiges Notensystem übertragene Version des Kanons abgebildet. Die Aufnahme zum heutigen Werk stammt vom weltbekannten Hillard-Ensemble. Viel Vergnügen!
Insgesamt hat Georg Friedrich Händel (1685-1759) über 20 Oratorien komponiert, von denen heute das Bekannteste der "Messias" ist. Zu den weniger bekannten Werken gehört "La Resurrezione" (Die Auferstehung (Christi)), eines von Händels früheren Oratorien. In den Jahren 1706-1710 hielt sich Händel in Italien auf um dort zu arbeiten. Sei Oratorium La Resurrezione wurde am 8. April 1708 im Palazzo Bonelli in Rom uraufgeführt. Primus des Orchesters - diese Funktion könnte man als Mischung aus Konzertmeister und Dirigent im modernen Sinne verstehen - war Arcangelo Corelli, der heute selbst als großer Komponist des Barock bekannt ist. Eine Anekdote besagt, dass Corelli sich außerstande
gesehen habe, eine Ouvertüre im französischen Stil zur Zufriedenheit Händels spielen zu können. Ein mutiges Unterfangen bei dieser Uraufführung war außerdem das Verpflichten einer Sängerin, da es zu dieser Zeit in Rom Frauen nicht gestattet war an öffentlichen Aufführungen teilzunehmen. Daher musste die Sängerin auch bei der Aufführung am nächsten Tag durch einen Kastraten ersetzt werden.
Das heutige Video enthält die Arie des Engels am Anfang des Oratoriums. Nachdem Luzifer triumphiert hat, kündigt ihm der Engel die Ankunft und Auferstehung des Herrn an. Hier die deutsche Übersetzung des italienischen Textes:
Öffnet weit euch, ihr Pforten der Hölle!
Vor dem Leuchten des göttlichen Strahles
wird zum Glanze die die schreckliche Nacht:
Empfanget, ihr grausigen Thore,
Empfanget den Herrn der Herrlichkeit,
der König ist von Ewigkeit
in unbesiegter Macht.
Für die des Notenlesens Mächtigen hier ein Link zur Partitur zum mitlesen (Los gehts auf PDF-Seite 24!!):
Es spielt das Ensemble Collegium 1704 unter der Leitung von Vaclav Luks. Ein glänzendes Beispiel dafür, wie weit fortgeschritten die historische Aufführungspraxis inzwischen ist, was vor allem auf die hochgradig spezialisierten Musikern zurückzuführen ist.
In Bezug auf meinen gestrigen Post (Hummel - Trompetenkonzert) möchte ich noch anmerken, dass wir heute ein Beispiel haben, bei dem die Trompete noch ihre Funktion des "Göttlichen" besitzt und eine wichtige, eigenständige Rolle in der Musik spielt. Man muss sich vor Augen halten, dass hier immerhin ein Engel als Bote Gottes von den Trompeten begleitet wird. Gespielt werden die Barocktrompeten von Hannes Rux (mein hochgeschätzter Barocktrompetenlehrer) und seiner Frau Almut.
Die nächsten zwei Posts werden dann wieder weniger trompetenlastig! Versprochen ;)!!
Neben dem Trompetenkonzert von Joseph Haydn, welches DAS Werk bei Wettbewerben und Probespielen für Stellen in Orchestern ist, stellt das Konzert von Johann Nepomuk Hummel das einzige Trompetenkonzert der Klassik dar. Nachdem die Trompete ihre Glanzzeit in der Epoche des Barocks schon hinter sich hatte, verschwand sie in der Klassik als Soloinstrument völlig und fristete ein Dasein als reines Orchesterinstrument. Und selbst im Orchester beschränkte sich ihre Funktion auf signalartige Einsätze und das Verstärken lauter Tuttistellen.
Der Grund dafür war einerseits ihr beschränkter Tonumfang in den unteren Registern (damals gab es noch keine Ventile!!) und andererseits die Assoziation der Trompete mit dem Göttlichen und als Symbol der Herrschaft im Barock, was in der Epoche der Klassik aufgrund der Aufklärung, fortschreitender Säkularisation und der zunehmenden Entmachtung absolutistischer Herrscher nicht mehr erwünscht war.
Nachbau einer Klappentrompete wie sie Weidinger benutzte
Der Grund für die Komposition der zwei oben genannten Instrumentalkonzerte war die Erfindung des Wiener Trompeter Anton Weidinger (1766–1852): Die Klappentrompete. Mit ihr war es möglich auch in tieferer Lage kleine Intervalle bishin zu chromatischen Läufen zu spielen.
Das Konzert von Johann Nepomuk Hummel schöpft die Möglichkeiten der Klappentrompete noch weiter aus als das Konzert von Joseph Haydn und Hummel, der als Komponist im Übergang zwischen Klassik und Romantik gilt hat durchaus eine modernere Tonsprache als der 46 Jahre ältere Joseph Haydn.
Das Video ist das Preisträgerkonzert des 60. Internationaler ARD -Wettbewerbs 2011 Der Solist ist der Spanier Manuel Blanco Gomez-Limon.
Über dieses Konzert wurde viel diskutiert (siehe Kommentare auf Youtube), da durchaus einige Unsauberkeiten zu hören sind. Ich persönlich finde es aber genau deshalb so sympathisch, da es zeigt wie unwirklich Studioaufnahmen und gestellte Videos tatsächlich sind. Hier kann man sehen, dass auch den talentiertesten Musikern Fehler unterlaufen und sie auch nur Menschen sind (Manuel Blanco Gomez-Limon war vor dem Wettbewerb an Grippe erkrankt und somit zu dem Zeitpunkt des Konzertes mit Sicherheit nicht 100% in Form. Außerdem darf man nicht vergessen, dass er mehrere Runden eines anstrengenden Wettbewerbs kurz vorher absolviert hat.). Und abgesehen davon spielt er sehr souverän und schön und wen interessieren da schon so kleine Fehler?
So jetzt habe ich auch diese tolle "Follower"-Leiste oben in meinem Blog!! :) Und ich freu mich natürlich wenn sich ganz viele Menschen da eintragen! ;)
Herzlich wilkommen beim ersten Post meines Blogs!!!!
Los geht es mit einem Werk der Wiener Klassik von Joseph Haydn (1732-1809). Ich habe dieses Stück gewählt, weil ich es dieses Jahr schon dirigieren durfte und ich es dabei sehr "ins Herz geschlossen" habe. Der Zusatztitel "Die Uhr" stammt nicht von Joseph Haydn selbst. Ein Verleger, der eine Klavierversion des Andantes herausbrachte hat diesen Untertitel in diese Ausgabe eingefügt. Der Grund für diesen Untertitel sind die an das Ticken einer Uhr erinnernde, den Satz beherrschenden, durchgehenden Achtel. Diese sind staccato (also kurz gespielt) auszuführen, was den Eindruck einer tickenden Uhr noch verstärkt. Ansonsten ist in der ganzen Sinfonie keine Uhr mehr zu hören, was bisweilen Zuhörer stark verärgerte, die mit der Erwartung, eine große klangliche Darstellung einer Uhr (so wie z.B. "Die Moldau" von Smetana) zu hören, in eine Aufführung der 101. Sinfonie gingen.
Das Youtubevideo ist der Mitschnitt eines Konzertes des Radio Sinfonieorchester Stuttgart unter der Leitung von Sir Roger Norrington. Norrington ist einer der Vertreter der historischen Aufführungspraxis, also dem Verwenden von Nachbauten historischer Instrumente und einer Neuinterpretation unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse (oft auch nur Vermutungen). In diesem Video ist interessant, dass viele Bläser auf historischen Instrumenten spielen (Trompeten u. Flöten) andere jedoch auf modernen Instrumenten (Oboen, Fagotte, Hörner). Da das Radio Sinfonieorchester Stuttgart natürllich ein modernes Sinfonieorchester ist, gehört das Spielen auf hist. Instrumenten für sie nicht zur gängigen Praxis. Hier ist also eine etwas fragwürdige Mischform von historischer und moderner Aufführungspraxis zu sehen/hören. Nichts desto trotz ist es toll gespielt und dirigiert.
Viel Spaß damit!!
PS: Es gibt auch die restlichen 3 Sätze dieses Konzerts auf youtube!!! ;)